G. Schwedler: Herrschertreffen des Spätmittelalters

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Titel
Herrschertreffen des Spätmittelalters. Formen – Rituale – Wirkungen


Autor(en)
Schwedler, Gerald
Reihe
Mittelalter-Forschungen 21
Erschienen
Ostfildern 2007: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2006/2007 an der Universität Heidelberg als Dissertation abgeschlossen. Sie ist den spätmittelalterlichen Herrschertreffen in Europa gewidmet. Die Bedeutung dieser persönlichen Begegnungen für Politikgestaltung und Willensbildung wird untersucht, deren Gewicht aber bereits im Untersuchungszeitraum selbst von erfahrenen Diplomaten bestritten wurde. Der Verfasser behandelt einleitend den Forschungsstand und seine Fragestellungen. Er versteht die Untersuchung als komparatistischen Beitrag zur Forschung über europäische Gesellschaften und Traditionen, wie ihn Marc Bloch bereits 1927 gefordert hatte. Bei den untersuchten Herrschertreffen zwischen 1270 und 1440 beschränkte sich der Verfasser auf die Kaiser des Abendlandes und von Byzanz sowie die Könige von Frankreich, England, Schottland, Aragon, Kastilien und Mallorca im Westen, Böhmen, Ungarn und Polen im Osten sowie Sizilien und Neapel im Süden.

Das Zeremoniell der Herrschertreffen wird auf zwei Ebenen untersucht: Im ersten Teil der Arbeit in acht historischen Einzelfällen und im zweiten durch eine Analyse der zeremoniellen Form und der Elemente im Hinblick auf Herkunft, Verwandlung und Verknüpfung. Im ersten Teil werden die Herrschertreffen nicht chronologisch abgehandelt, sondern in weitere Fragestellungen eingebunden. Das Koblenzer Treffen Ludwigs IV. von Bayern mit Eduard III. von England wird dabei unter die Überschrift von Text und Ritual gestellt. Verhandlungen und Formen der Konsensbildung standen im Vordergrund des Treffens von Albrecht I. von Habsburg und Philipp IV. von Frankreich. Die diplomatische Reise König Sigismunds nach England wird unter dem Thema von Vertragsschlüssen und Eiden zwischen Königen untersucht. Belehnungsakte zwischen Königen werden am Beispiel des Lehnseides Přemysl Ottokars gegenüber Rudolf von Habsburg behandelt. Johann II. von Frankreich bildet das Beispiel für Treffen mit gefangenen Königen. Das Doppelkönigtum steht im Mittelpunkt der Treffen Ludwigs IV. von Bayern und Friedrichs des Schönen, während Waffenstillstand und Friedensschluss beim Frieden von Troyes 1420 zwischen England und Frankreich behandelt werden. Bei der Parisreise Kaiser Karls IV. 1378 steht Zeremoniell und Inszenierung im Vordergrund. Die Unterkapitel der Treffen, die allein drei Seiten im Inhaltsverzeichnis fordern, stellen nicht die Herrscherbegegnungen, sondern die mit diesen verbundenen Einzelpunkte mit den dazu gehörigen Problemen in den Vordergrund. Damit tritt die persönliche Begegnung hinter die sachliche Gegebenheit zurück. Ob die Zuweisung der einzelnen Herrschertreffen in der Abhandlung zu einzelnen Problemfeldern in jedem Fall stimmig ist, wird die weitere Forschung weisen. Die gewählte Form der Darstellung mit der Auflösung der chronologischen Abfolge kann bei der Betrachtung dieser Zuweisungen Gefahren einer Beliebigkeit in ähnliche Untersuchungen tragen, wenn die Verfasser den Stoff nicht so meisterlich beherrschen wie im vorliegenden Fall.

Der zweite Teil der Untersuchung geht auf Abläufe und Elemente der Herrschertreffen ein, die über die Chronologie der Begegnungen zu Insignien, Symbolen und Kleidungen, Mahl und Repräsentation, Geschenken und den Küssen am Anfang und Ende der Treffen führen. Die beindruckende Arbeit erweitert die Forschung zu Herrschertreffen erheblich und gibt dieser ein neues Gesicht. Das Verhältnis von rituellen bzw. ritualisierten Verhalten und deren politische Folgen wird von der Arbeit ebenfalls umfassend analysiert.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Gerald Schwedler: Herrschertreffen des Spätmittelalters. Formen – Rituale –
Wirkungen (Mittelalter-Forschungen, Band 21). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2007. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 4, 2009, S. 471-472.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 4, 2009, S. 471-472.

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